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Der alte Messritus
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Zitate des Papstes
und anderer hochstehender Persönlichkeiten
zum überlieferten alten Messritus -
auch "tridentinischer Messritus" genannt
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In der Klosterkirche von Reichenstein wird die Liturgie in der überlieferten Weise in lateinischer Sprache gepflegt. Diese sogenannte "alte Messe" geht in ihren Ursprüngen bis auf die Anfänge der Kirche zurück, auf Papst Gregor den Großen. Nachdem dieser Ritus 1969 durch die sogenannte "Neue Messe" oder durch die "Neue Messordnung (NOM = Novus Ordo Missae)" quasi abgeschafft worden war, hat Papst Benedikt XVI. diesem Unrecht ein Ende bereitet und die "alte Messe" mit seinem Motu proprio vom 07.07.2007 wieder jedem Priester weltweit zur Zelebration freigegeben. Diese Entscheidung hat ihre Schatten schon lange vorausgeworfen. Papst Benedikt XVI. hat sich schon als Kardinal eingehend zum Verhältnis des alten Ritus zur Neuen Messordnung geäußert:
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Messe
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Wie alt ist der tridentinische Meßritus?
 

1. Wurde dieser Ritus vom Trienter Konzil (1545-1563) »geschaffen« oder ist er sehr viel älter?

Papst Benedikt XVI. erklärt in seinen schriftlichen Erinnerungen, wie er mittels des Schottmessbuches »langsam in die geheimnisvolle Welt der Liturgie« eindrang:

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»Immer klarer wurde mir, daß ich da einer Wirklichkeit begegnete, die nicht irgendjemand erdacht hatte, die weder eine Behörde noch ein großer einzelner geschaffen hatte. Dieses geheimnisvolle Gewebe von Text und Handlungen war in Jahrhunderten aus dem Glauben der Kirche gewachsen. Es trug die Fracht der ganzen Geschichte in sich und war doch zugleich viel mehr als Produkt menschlicher Geschichte. Jedes Jahrhundert hatte seine Spuren eingetragen:
Die Einführungen ließen uns erkennen, was aus der frühen Kirche, was aus dem Mittelalter, was aus der Neuzeit stammte.«

Ra  

»Ein Missale Pius¹ V., das von ihm geschaffen worden wäre, gibt es nicht. Es gibt nur die Überarbeitung durch Pius V. als Phase in einer langen Wachstumsgeschichte.«

Joseph Kardinal Ratzinger,
Aus meinem Leben, DVA 1997, S.23 u. 172

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Der renommierte Liturgiewissenschaftler
Msgr, DDr. Klaus Gamber zu derselben Frage:

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»Es gibt im strengen Sinn keine 'Tridentinische Messe', weil im Anschluß an das Konzil von Trient kein neuer Messordo geschaffen worden ist. Das Missale, das Pius V. redigieren ließ, ist nämlich nichts anderes als das schon Jahrhunderte zuvor in Rom entstandene ... Kurien-Missale... Der Mess-Kanon war, bis auf kleine Änderungen unter Gregor I. (590-604), bereits unter Gelasius I. (492-496) in der bis jetzt gültigen Form ausgebildet."

Msgr. DDr. Klaus Gamber, Die Reform der römischen Liturgie, Regensburg 1979, S.17f. u. S.58

Die 'Kurze Kritische Untersuchung des Neuen Ordo Missae' (d.h. der Neuen Messordnung, die 1969 eingeführt wurde), beim Papst 1969 vorgelegt durch die Kardinäle Alfredo Ottaviani und Antonio Bacci, kommt zu demselben Ergebnis:

"Unsere Messe reicht ohne wesentliche Änderung bis in die Zeit zurück, in der sie sich aus der ältesten gemeinsamen Liturgie entwickelte."

Kurze kritische Untersuchung des NOM, Sarto Verlag, S.5


 
NOM – eine Fortentwicklung?
 
2. Ist der NOM (die 1969 eingeführte Neue Messordnung) eine organische Fortentwicklung des überlieferten römischen Ritus oder handelt es sich um einen neuen Ritus?
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Ra  
»An die Stelle der gewordenen Liturgie hat man die gemachte Liturgie gesetzt. Man wollte nicht mehr das organische Werden und Reifen des durch die Jahrhunderte hin Lebendigen fortführen, sondern setzte an dessen Stelle - nach dem Muster technischer Produktion - das Machen, das platte Produkt des Augenblicks.«

Joseph Kardinal Ratzinger, Gedenkschrift für den verstorbenen Liturgiewissenschaftler Msgr. DDr. Klaus Gamber “Simandron - der Wachklopfer«, W. Nyssen, Köln 1989, S.14f.


»Ich war bestürzt über das Verbot des alten Missale, denn etwas Derartiges hat es in der ganzen Liturgiegeschichte nie gegeben... Das nunmehr erlassene Verbot des Missale, das alle Jahrhunderte hindurch seit den Sakramentaren der alten Kirche kontinuierlich gewachsen war, hat einen Bruch in die Liturgiegeschichte getragen, dessen Folgen nur tragisch sein konnten... Man brach das alte Gebäude ab und baute ein anderes,....«

Joseph Kardinal Ratzinger, Aus meinem Leben, DVA 1997, S.173

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Im Jahre 1971 erhoben weltweit 100 Prominente, darunter viele Andersgläubige, sogar Agnostiker, ihre Stimme gegen die "Zerstörung" der überlieferten römischen Messe, in der sie ein überragendes Werk der Weltkultur sahen, vergleichbar den Domen und Kathedralen, die für diese Liturgie geschaffen worden seien und deren Abriß ebenso kein Gebildeter zulassen dürfe.

Una-Voce-Korrespondenz 1/1971, S.287f.

Vom Konzil gewollt?
 
3. Haben die Väter des II. Vatikanischen Konzils einen neuen Meßritus gewollt?
 
Ra  
»Die Reform der Liturgie aus dem Geist der liturgischen Bewegung bildete für die Mehrheit der Konzilsväter keine Priorität, für sehr viele überhaupt kein Thema. So hat zum Beispiel Kardinal Montini, der als Papst Paul VI. zum eigentlichen Konzilspapst wurde, bei seinem Themenaufriß nach Beginn des Konzils ganz klar gesagt, daß er hier keine wesentliche Aufgabe für das Konzil finden könne.«

Vor allem Deutschland und Frankreich setzten es jedoch durch, daß in der Vorbereitungsphase ein Schema über die heilige Liturgie erarbeitet wurde. Mit dem vom Konzil verabschiedeten Schema wurde jedoch in keiner Weise ein Bruch mit dem überlieferten römischen Ritus beabsichtigt:

»Keinem der Väter wäre eingefallen, in diesem Text eine «Revolution» zu erblicken, die das «Ende des Mittelalters» bedeuten würde, wie ihn inzwischen Theologen glauben interpretieren zu sollen. Man sah dies als eine Fortführung der von Pius X. eingeleiteten und Pius XII. behutsam, aber zielstrebig vorangetriebenen Reformen an. Die Generalklauseln wie «die liturgischen Bücher sollen baldigst revidiert werden» (Nr.25) wurden in diesem Sinn verstanden: als kontinuierliche Fortführung jener Entwicklungen, die es immer gegeben hatte und die seit den Päpsten Pius X. und Pius XII. ein von der Wiederentdeckung der klassischen römischen Traditionen bestimmtes Profil erhalten hatten. ... Es ist in diesem Zusammenhang nicht überraschend, daß die neugestaltete «Mustermesse», die an die Stelle des bisherigen Ordo missae treten sollte und trat (Anmerkung: der NOM), von der Mehrheit der dafür zu einer Sondersynode zusammengerufenen Väter 1967 abgelehnt worden ist.«

Joseph Kardinal Ratzinger, Aus meinem Leben, DVA 1997, S.103f.

 
4. Kann man sich für die Einführung der Neuen Messordnung auf die Liturgiekonstitution von Vatikanum II «Sacrosanctum concilium» berufen?

 

Ra  
Daß manche (oder viele?) Liturgiker, die als Berater wirkten, von vornherein weitergehende Absichten hatten, kann man inzwischen manchen Veröffentlichungen entnehmen; eine Zustimmung der Väter hätten sie zu solchen Wünschen sicher nicht gefunden. Im Text des Konzils waren sie auch in keiner Weise ausgedrückt, obwohl man sie nachträglich in manche Generalklauseln hineinlesen kann.«

Joseph Kardinal Ratzinger, Aus meinem Leben, DVA 1997, S. 106

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Zitat aus der Liturgiekonstitution von Vatikanum II vom 4.Dezember 1963:
 
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"4. Treu der Überlieferung erklärt das Heilige Konzil schließlich, daß die heilige Mutter Kirche allen rechtlich anerkannten Riten gleiches Recht und gleiche Ehre zuerkennt. Es ist ihr Wille, daß diese Riten in Zukunft erhalten und in jeder Weise gefördert werden".

Sechs Jahre später wurde der überlieferte römische Ritus, der über 1500 Jahr lang das Leben der Kirche geprägt hatte, de facto abgeschafft und durch die Neue Messordnung ersetzt.

 
Bruch mit der Tradition?
 
5. Besteht inhaltlicher Bruch zwischen der Neuen Messordnung und der überlieferten Meßtheologie?
 
Ra  
»Das Zweite Vatikanische Konzil behandelt man nicht als Teil der lebendigen Tradition der Kirche, sondern direkt als Ende der Tradition und so, als fange man ganz bei Null an. Die Wahrheit ist, daß das Konzil selbst kein Dogma definiert hat und sich bewußt in einem niedrigeren Rang als reines Pastoralkonzil ausdrücken wollte; trotzdem interpretieren es viele, als wäre es fast das Superdogma, das allen anderen die Bedeutung nimmt. Dieser Eindruck wird besonders durch Ereignisse des täglichen Lebens verstärkt. Was früher als das Heiligste galt - die überlieferte Form der Liturgie - scheint plötzlich als das Verbotenste und das Einzige, was man mit Sicherheit ablehnen muß... Das führt bei vielen Menschen dazu, daß sie sich fragen, ob die Kirche von heute wirklich noch die gleiche ist wie gestern, oder ob man sie nicht ohne Warnung gegen eine andere ausgetauscht hat.«

Joseph Kardinal Ratzinger, Rede vor den Bischöfen von Chile vom 13.7.1988, Der Fels 12/88, S. 343

»Daß die negativen Seiten der Liturgischen Bewegung hernach verstärkt wiederkehren und geradezu auf die Selbstzerstörung der Liturgie hindrängen würden, habe ich nicht vorauszusehen vermocht.« ... »Ich bin überzeugt, daß die Kirchenkrise, die wir heute erleben, weitgehend auf dem Zerfall der Liturgie beruht, die mitunter sogar so konzipiert wird, 'etsi Deus non daretur'.«

Anmerkung: 'etsi Deus non daretur' - zu deutsch: 'als ob Gott (in der hl.Kommunion) nicht gegeben würde'.

Joseph Kardinal Ratzinger, Aus meinem Leben, DVA 1997, S. 64 u. 174

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Alfons Maria Kardinal Stickler über die Neue Messordnung:

"Hier liegt keine Reform, sondern eine Zerstörung vor... In der Messe Pauls VI. ist das Opfer umgeformt worden zu etwas, das man als ein Mahl bezeichnen könnte."

Interview mit der amerikanischen Zeitschrift The Latin Mass, Summeer 1995, S.12 und 16

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Die 'Kurze kritische Untersuchung des Neuen Ordo Missae', vorgelegt von den Kardinälen Alfredo Ottaviani und Antonio Bacci:

"Wie die beiliegende kurze Untersuchung ... hinlänglich zeigt, stellt der Novus Ordo Missae ... sowohl im Ganzen wie in den Einzelheiten ein auffallendes Abrücken von der kaholischen Theologie der heiligen Messe dar, wie sie in der XXII. Sitzung des Konzils von Trient formuliert wurde."

Kurze kritische Untersuchung des NOM, Sarto Verlag, S.5

 
Freiheit der alten Messe
 
6. Ist jeder Priester der römischen Kirche frei, privat und öffentlich den überlieferten Meßritus zu lesen?
 
Ra  
»...die Ächtung der bis 1970 gültigen Form von Liturgie muß aufhören. Wer sich heute für den Fortbestand dieser Liturgie einsetzt oder an ihr teilnimmt, wird wie ein Aussätziger behandelt; hier endet jede Toleranz... Derlei hat es in der ganzen Geschichte nicht gegeben, man ächtet damit ja auch die ganze Vergangenheit der Kirche. Wie sollte man ihrer Gegenwart trauen, wenn es so ist? Ich verstehe, offen gestanden, auch nicht, warum so viele meiner bischöflichen Mitbrüder sich weitgehend diesem Intoleranzgebot unterwerfen, das den nötigen inneren Versöhnungen in der Kirche ohne einsichtigen Grund entgegensteht.«

Joseph Kardinal Ratzinger, Gott und die Welt - Glauben und Leben in unserer Zeit, Ein Gespräch mit Peter Seewald, 2. Aufl., München 2000, S.357

In seiner Zeit als Kardinal hat Papst Benedikt XVI. mehrmals den überlieferten Ritus öffentlich zelebriert und dadurch gezeigt, daß er ihn keineswegs für abgeschafft hält. Er argumentiert so:

»Nach dem II.Vatikanum entstand der Eindruck, der Papst könne eigentlich alles in Sachen Liturgie, vor allem, wenn er im Auftrag eines ökumenischen Konzils handle.... Tatsächlich aber hat das I.Vatikanum den Papst keineswegs als absoluten Monarchen definiert, sondern ganz im Gegenteil als Garanten des Gehorsams gegenüber dem ergangenen Wort: Seine Vollmacht ist an die Überlieferung des Glaubens gebunden - das gilt gerade auch im Bereich der Liturgie. Sie wird nicht von ŒBehörden gemacht`. Auch der Papst kann nur demütiger Diener ihrer rechten Entwicklung und ihrer bleibenden Integrität und Identität sein.«

Der Geist der Liturgie, Freiburg i. Breisgau 2000, S. 142f.

»Es ist überhaupt nicht einzusehen, was (am alten Ritus) gefährlich oder unannehmbar sein sollte. Eine Gemeinschaft, die das, was ihr bisher das Heiligste und Höchste war, plötzlich als strikt verboten erklärt und das Verlangen danach geradezu als unanständig erscheinen läßt, stellt sich selbst in Frage. Denn was soll man ihr eigentlich noch glauben? Wird sie nicht morgen wieder verbieten, was sie heute vorschreibt?«

Joseph Kardinal Ratzinger, Salz der Erde, Heyne, 2001, S. 188

 
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Am 07.07.2007 hat Papst Benedikt XVI.
mit seinem päpstlichen Erlaß Summorum pontificum
für die ganze Kirche rechtsgültig festgestellt, daß der
alte Messritus niemals abgeschafft war und daß darum
auch jeder Priester das Recht hat, ihn zu zelebrieren.

Viele deutsche Bischöfe verweigern ihren Priestern
und Gläubigen dennoch nach wie vor dieses Recht.
Im Bistum Aachen beispielsweise gibt es bis heute keinen
einzigen Ort, für den die Bistumsleitung eine Sonntagsmesse
im alten Ritus erlaubt hätte.

 
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Mehr zum Thema:

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siehe auch: Problem der Liturgiereform

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An immer mehr Orten wird heute die heilige Messe im überlieferten römischen Ritus zelebriert!  siehe Übersichtskarte

Es muss an dieser Stelle bemerkt werden, daß diese Messen der Priesterbruderschaft St. Pius X. (siehe Karte) ganz selbstverständlich in Einheit mit dem Papst und dem Ortsbischof zelebriert werden: Ihre Namen werden wie vorgeschrieben stets im Kanon der hl.Messe ausdrücklich genannt.

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